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tung mehr hat, und das jetzt größtentheils durch Engländer, Fran-
zosen, Portugiesen und Dänen beherrscht wird.
Die Lebensart der Indier, besonders der Vornehmen, ist sehr
einfach und mäßig. Die Volksmasse ist, obschon das Land Ueber-
flnß an Wildpret, Fischen, saftigen Früchten, Gewürzen und Me-
tallen hat, dennoch sehr arm. Der indische Gewerbefleiß erzeugt
vorzügliche Baumwollenstofse, Metallwaaren und Elsenbeinarbeiten.
Die Chinesen wohnen noch weiter gegen Osten, als die In-
dier. Sie waren schon in alten Zeiten ein gebildetes Volk und
kannten vielerlei Künste und Wissenschaften; allein sie sind seit langer
Zeit in denselben nicht weiter vorgerückt, weil sie von jeher den
Umgang mit andern Völkern vermieden. Um ihr Land nämlich ganz
von den Nachbarländern abzuschließen, und um sich zugleich gegen
die räuberischen Einfälle der Mongolen zu sichern, bauten sie gegen
die Mongolei und Tungnsien hin eine 300 Meilen lange Mauer.
Diese läuft über die Spitzen der höchsten Berge, zieht sich durch die
tiefsten Thäler und ist in ungeheuer großen Bogen über die breite-
sten Flüsse geführt. An wichtigen Stellen ist sie doppelt, ja manch-
mal dreifach, und von 300 zu 300 Fuß sind kolossale Thürme zur
Vertheidigung gegen die heranrückenden Feinde errichtet.
Das chinesische Reich umfaßt den zehnten Theil der ganzen
Erdoberfläche, und die Zahl seiner Bewohner macht beinahe den
dritten Theil der ganzen Menschheit ans. Es ist also nach Ruß-
land das größte Reich, enthält aber über dreimal so viele Menschen,
als jenes. Dennoch gehört China, wie fast alle asiatische Staaten,
zu den abgelebten Ländern, die ihren Glanzpunkt längst überdauert
haben.
2. Die Babylonier, Assyrer und Meder.
Die Bewohner des Landes zwischen dem Euphrat und Ti-
gris hatten lange Zeit in Friede und Ruhe, Ackerbau und Vieh-
zucht treibend, neben einander gewohnt; da fiel Nimröd, ein Enkel
von Cham, mit einer wilden Horde aus Arabien kommend, in
Babylonien ein und eroberte das Land. Dies bewog einen Theil
der Einwohner, aus dem Stamme Assur, das Land zu verlassen.
Sie zogen über den Tigris und gründeten dort das Reich Assyrien,
das jetzige Kurdistan, über welches Ninus die Herrschaft errang.
Er gründete die große Stadt Ninive und eroberte bald auch das
benachbarte Babylonien (2100 v. Chr.).
Nach seinem Tode herrschte seine Gemahlin, die durch Muth
und Klugheit ausgezeichnete S emiramis, über beide Länder. Sie
verschönerte Babylon durch die großartigsten Bauten. Die Mauern
der Stadt hatten 12 Meilen im Umfang, waren 100 Ellen hoch
und so dick, daß auf denselben drei Streitwagen neben einander
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Extrahierte Personennamen: Muth
Extrahierte Ortsnamen: Mongolei China Cham Babylonien Assur Assyrien Kurdistan Ninive Babylonien
59
Tode verurtheilt. Als er nun auf dem Scheiterhaufen stand, auf
welchem er verbrannt werden sollte, erinnerte er sich der Worte
Solons und rief voll Schmerz: „O Solon, Solon, Solon!" Cy-
rus, der dieses horte, fragte, was das für ein Mann sei, dessen
Namen er gerufen. Krösus antwortete: „Es ist ein Mann, den
alle Herrscher hören sollten!" Cyrus wünschte weiter zu hören,
ließ den Krösus vom Scheiterhaufen herabnehmcn, und als er die
weisen Worte Solons vernommen hatte^ fiel ihm ein, daß auch sein
Glück einem Wechsel unterliegen könnte. Er schenkte dem Krösus das
Leben, und Beide wurden von nun an Freunde.
Cyrus' Nachfolger war sein Sohn Cambyses, ein Tyrann,
der sogar seinen Bruder Smerdis tödtete, um auch das kleine
Ländchen, das der Vater diesem bestimmt, hatte, zu seinem Reich zu
bringen. Ein späterer Perserkönig Dar ins begann einen unheil-
vollen Krieg mit den europäischen Griechen, den auch sein Nach-
folger Lerxes fortsetzte, welcher aber in mehreren Schlachten schmach-
volle Niederlagen erlitt.
Nun begann das große Reich allmählig zu zerfallen. Einzelne
Provinzen rißen sich los; Haß und Zwietracht in der Königsfamilie
und unter den Großen hatten überhand genommen und daher war
es dem König Alexander ein Leichtes, um das Zahr 333 ganz Per-
sien seiner Herrschaft zu unterwerfen.
. 4, Die Phönizier.
Phönizier: war ein schmales, langes Küstenland am Mittel-
meere, nördlich von Palästina, etwa 200 Quadratmeilen groß,
mit sandigem und wenig ergiebigem Boden, was wahrscheinlich
schon die frühesten Bewohner des Landes nöthigte, den Handel zu
ihrer Hauptbeschäftigung zu machen. Die Phönizier waren das erste
seefahrende Handelsvolk, welches sich sogar getraute, bis an die
Küsten der Ostsee zu fahren, wo sie den Bernstein abholten, der
damals höher als Gold geschätzt und zu verschiedenen Schmucksachen
verarbeitet wurde.
Den Phöniziern werden verschiedene Erfindungen zugeschrieben.
So hatte einst der Hund eines Schäfers am Strand des Meeres
einige Purpurschnecken zerbissen und kam mit rothgefürbter Schnauze
zu seinem Herrn zurück. Dieser, in der Meinung, daß der Hund
von einem andern Thiere gebissen worden sei, wischte ihm das Maul
mit einiger Schafwolle ab, ohne eine Verletzung zu finden, und siehe
da, die Wolle wurde schön purpurroth gefärbt. Der Schäfer forschte
weiter nach, fand die zerbissenen Schnecken, und die Entdeckung der
Pnrpurfärberei war gemacht. Einmal landeten phönizische Kauf-
leute an der Küste von Spanien, um ihre Speisen zu kochen. Statt
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Extrahierte Personennamen: Krösus Cyrus Alexander Alexander Phönizier Palästina
60
der Steine nahmen sie große Stücke Salpeter, die sie auf dem
Schiffe mit sich führten, und bauten daraus einen kleinen Herd.
Der Salpeter schmolz mit dem Quarzsande und der Potasche zu-
sammen und gab eine durchsichtige Masse, die zuerst zu Schmuck-
sachen und später als Glas zu Fenstern verwendet wurde. So er-
fanden die Phönizier auch die Schreibeknnft, und die Münzen,
Maaße und Gewichte sollen ebenfalls phönizische Erfindun-
gen seyn.
Die wichtigsten Städte des Landes waren Tyrus und Sy-
d on, beide berühmt wegen ihren künstlichen Arbeiten in Glas und
wegen Verfertigung des Purpurs. Handel, Schifffahrt und Schiff-
bau, wozu der nahegelegene Lybanon das treffliche Cedernholz lieferte,
waren für beide L-tädte höchst bedeutend. Die Insel Cypern war
ihr nächster Landungsplatz, von wo aus sie nach Griechenland und
den griechischen Inseln kamen. Die Inseln Rho dus und Kreta
wurden von ihnen bevölkert, und auf Sizilien und Sardinien
legten sie Colonien an, mit deren Hilfe sie selbst bis in das Innere
von Afrika handelten. Auch Carthago, auf einer Landspitze
Afrika's, Sizilien gegenüber, war eine phönizische Pflanzstadt.
Im Jahr 717 wurde Tyrus von Salmanassar vergeblich
belagert, mußte aber später der Macht Nebukadnezars unter-
liegen. Kaum wieder aufgebaut, wurde die Stadt durch Cyrus er-
obert und Phönizien der persischen Herrschaft unterworfen. Als
aber später Alexander, König von Macedonien, mit seinem Heere
nach Phönizien kam, unterwarf sich ihm Sydon. Tyrus wurde
nach siebenmonatlicher Belagerung eingenommen und verbrannt, nach-
her aber von dem Könige selbst wieder aufgebaut; allein die Stadt
erlangte ihr ehemaliges Ansehen und ihre Macht nie wieder.
5. Die Hebräer oder Juden.
Westlich vom Mittelmeere, zwischen Phönizien, Syrien und
Arabien, liegt an beiden Seiten des Jordans das Land Kanaan,
Palästina oder das gelobte Land. Zur Zeit Christi war das-
selbe eingetheilt:
1) in die Landschaft Judäa im Süden, worin die Städte Jerusa-
lem, Bethlehem und das todte Meer bemerkenswert^ sind;
2) Samaria, in der Mitte des Landes, mit Sam aria, Sichern
und dem Berge Garizim;
3) Galiläa, im Norden, mit den Städten Nazareth und Ti-
berios am galiläischen Meer;
4) Peräa oder Gilead, jenseits des Jordans*).
'■) Die ausführliche Beschreibung des Landes folgt in der Geographie.
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Extrahierte Personennamen: Tyrus_von_Salmanassar Salmanassar Nebukadnezars Cyrus Cyrus Alexander Alexander Christi Peräa
62
«
Gefühle beizubringen und es an eine sittlich fromme Zucht zu ge-
wöhnen. Darum gab er ihm auf Gottes Geheiß die zehn Gebote.
Ueberdies führte er sie, nach dem Willen Gottes, vierzig Jahre lang
in der Wüste umher, bis ein besseres und kräftigeres Geschlecht
unter ihnen aufgewachsen war, mit welchem er die Eroberung des
gelobten Landes unternehmen konnte.
Moses sollte das Ende des von ihm begonnenen großen Werkes
nicht mehr erleben. Er starb auf dem Berge Nebo, nachdem er
zuvor den Josna zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Dieser führte
endlich, nach langen Kämpfen mit den Philistern, Moabitern
und Amonitern, das Volk Israel in das Land der Verheißung
hinein und vertheilte dasselbe unter die zwölf Stämme. Der drei-
zehnte, der Stamm Levi, als Priesterstand, erhielt kein Land, son-
dern acht und vierzig Städte sammt dem Zehnten.
Moses war und bleibt für alle Zeiten ein großer und weiser
Mann, was schon daraus hervor geht, daß es ihm gelang, ein
störriges Volk au Zucht und Ordnung zu gewöhnen und für sein
leibliches und geistiges Wohl durch eine großartige Gesetzgebung
bestens zu sorgen. In seinem Charakter vereinigte er die Ent-
schlossenheit und Kraft des Gesetzgebers mit der Milde des Va-
ters gegen sein Volk, und mit dem Feuereifer des Vaterlands-
freundes verband er die Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit eines
tief religiösen Gemüthes. Seine Schriften sind die einzigen Quellen,
woraus wir die Nachrichten über den Zustand der Völker in den
ersten dritthalbtausend Jahren geschöpft haben.
Nach Moses und Iosua leiteten die Priester und Stammes-
ültesten das Volk, und in Zeiten besonderer Noth wurden hiezu weise
und kraftvolle Männer gewählt, die man Richter nannte. Sie soll-
ten die Religion wahren, die Selbstständigkeit des Vaterlandes retten,
und leiteten die öffentlichen Angelegenheiten int Kriege und im Frie-
den. Unter den Richtern sind Gideon, Iephta, Simson und
Samuel vorzüglich zu merken.
Da jedoch die umliegenden Völker meistens durch Könige re-
giert wurden, so forderte das Volk den letzten Richter Samuel auf,
ihm auch einen König zu geben und er salbte den Sank zum ersten
Könige (lloo v. Chr.).
Nachdem der im Kriege tapfere Saul in .einer Schlacht gegen
die Philister das Leben verloren hatte, bestieg David, der schon
früher als Hirtenknabe zum Könige gesalbt worden war, den Königs-
thron. Unter seiner Regierung lebte das Volk glücklich, erreichte
großen Wohlstand und war durch Tapferkeit angesehen bei fremden
Völkern. David erbaute die Burg Zion, wohin die Stiftshütte mit
der Bundeslade gebracht wurde, worin die Tafeln mit den zehn
Geboten Gottes aufbewahrt waren. Er richtete einen öffentlichen
»
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Extrahierte Personennamen: Josna Samuel Samuel David David David
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gottes Israel Iephta
63
Gottesdienst ein und dichtete viele Gesänge oder Psalmen, die wir
jetzt noch besitzen.
David starb im Jahr 1014 v. Chr. nach vierzigjähriger Re-
gierung, und sein Sohn Salomon, dessen Weisheit sprichwörtlich
geworden ist, wurde König in dem durchaus wohlgeordneten Staate.
Er vollendete den schon von seinem Vater angefangenen prächtigen
Tempel zu Jerusalem und regierte lange Zeit mit Weisheit und
Gerechtigkeit; allein gegen das Ende seines Lebens verfiel er in die
Abgötterei, in Weichlichkeit und Prachtliebe und drückte das Volk
durch unerschwingliche Abgaben. Als (975) sein Sohn Reha-
beam zur Regierung gelangte und den Beschwerden des Volkes kein
Gehör geben wollte, sondern zu seinen Abgeordneten sprach: „Mein
Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber will euch mit Scor-
pionen züchtigen!" so rissen sich 10 Stämme des Volkes von dem
Reiche los. Sie bauten die Hauptstadt Samaria und wählten den
Jerobcam zum König. Der neue Staat wurde das Reich Israel
genannt und Jerobeam führte, um eine ewige Trennung zu unter-
halten, sogar den ägyptischen Stierdienst ein. Die Stämme Juda
und Benz am in, welche Rehabeam treu geblieben waren, bildeten
das Reich Inda, dessen Hauptstadt Jerusalem blieb.
Diese Theilung führte den Untergang beider Reiche herbei, in-
dem sie sich gegenseitig haßten und fast unaufhörlich verfolgten, wo-
durch es ihren Feinden leicht wurde, die unmächtigen Reiche zu über-
wältigen. Israel wurde schon 722 durch Salmanassar von
Assyrien, das Reich Inda aber von Nebukadnezar, König
von Babylon, im Jahr 588 zerstört, und die Eroberer führten
die Besiegten als Gefangene mit sich in ihre Staaten.
Siebenzig Jahre spater eroberte der Perserkönig Cyrus das
babylonische Reich und ließ die Inden wieder in ihr Vaterland zu-
rückkehren; doch sollen nur etwa 42,000 diese Erlaubniß benützt
haben. Die Uebrigen hatten sich längst in Babylonien angesiedelt
und wollten das zur zweiten Heimat gewordene Land nicht wieder
verlassen.
Die heimgekehrten Juden bauten den zerstörten Tempel und die
Stadt Jerusalem wieder auf, woran sie die benachbarten Samariter
(größtenteils Heiden) vergebens zu hindern suchten. Geprüft durch
Unglück und Leiden hielten sie von nun an fest an ihrem Glauben
und an ihrer Gesetzgebung, wiewohl sie bald den Geist derselben
außer Acht ließen und an den Formen hängen blieben. Von dieser
Zeit an blieb der jüdische Staat immer von den mächtigeren Nach-
barstaaten abhängig und nur noch einmal erkämpften sie sich, unter
Anführung der heldenmüthigen Makkabäer eine vorübergehende Selbst-
ständigkeit (167 bis 37 v. Chr.), woraus sie den Römern unter-
worfen wurden.
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Extrahierte Personennamen: David David Salomon Benz Salmanassar Nebukadnezar Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Samaria Israel Juda Jerusalem Israel Assyrien Babylonien Jerusalem
68
künstlich und verworren angelegt, daß ohne Führer Niemand den
Weg herausfinden konnte*).
Die früheste Geschichte Aegyptens ist dunkel und in viele Sa-
gen gehüllt. Als einer der merkwürdigsten Regenten wird Seso-
stris genannt, der das Land durch Eroberungen erweiterte und
unter dem Volke einen kriegerischen Geist weckte.
Wie die Israeliten früher nach Aegypten kamen und wieder
nach Kanaan zurückgeführt wurden, ist schon in der Geschichte der
Hebräer angeführt worden.
Die Schwäche der letzten Regenten dieses Landes war Ursache,
daß dasselbe um das Jahr 48 v. Chr. von den Römern weggenom-
men und als Provinz ihres damals so mächtigen Staates erklärt
wurde. Bei der Theilung des römischen Reiches kam es zum mor-
genländischen Kaiserthum, und gegenwärtig steht es, durch
einen Vicekönig regiert, unter türkischer Oberherrschaft.
10. Nie Carthager.
Im neunten Jahrhundert vor der Gebürt unseres Heilandes
herrschte ein überaus geiziger Fürst über die Stadt Tyrus in
Phönizien. Dieser hatte einen ungemein reichen Schwager, Namens
Sichäus, den er endlich bloß deshalb ermorden ließ, um dessen
Reichthümer an sich zu bringen. Dido, die Frau des Sichäus,
floh daher vor ihrem Bruder mit noch andern Mißvergnügten und
landete mit diesen in Afrika in der Gegend, wo jetzt Tunis liegt.
Sie erbat sich von den Einwohnern daselbst nur so viel Land, als
sie mit einer Ochsenhaut umspannen könne. Die Bitte wurde ge-
währt, und das listige Weib zerschnitt nun die Ochsenhaut in so
schmale Riemen, daß sie eine große Strecke Landes damit umspannen
konnte, worauf sie eine Stadt erbaute, die sie C a rth a g o nannte(888).
Eine weise Verfassung und ausgezeichneter Gewerbefleiß machte
Carthago bald zum mächtigsten Handelsstaat des Alterthums. Die
Carthager legten auf Corsika, Sardinien und Sizilien Colonien an
und erweiterten ihre Macht und ihren Einfluß nach und nach so,
daß sie hierdurch die Eifersucht der Römer erregten und mit den-
selben in Kriege verwickelt wurden, die in der Geschichte Roms näher
berührt werden, und welche nur mit der Zerstörung Carthago's ihr
Ende erreichten.
*) Man sagt daher noch jetzt, man sei in ein Labyrinth (von Gedanken)
gerathen, wenn llber einen Gegenstand die Ansichten, Begriffe und Urtheile so
unklar, widersprechend und verwirrt sind, daß man das Wahre und Richtige
nicht herauszufinden und zu unterscheiden vermag.
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77
durch ihre glückliche Lage, in der Mitte dreier Erdtheile, bald der
Mittelpunkt des Handels und der Hauptsitz der Gelehrsamkeit wurde.
Alexander drang nun in das Innere Asiens vor, schlug die
Hauptmacht des Königs Dari ns und wurde somit Herr des per-
sischen Reiches. Bis an den Indus war er siegreich vorgerückt;
aber nun wollten ihm seine Soldaten nicht mehr weiter folgen und
er mußte also umkehren. Er wählte Babylon zu seiner Residenz
und machte große Pläne über die innere Einrichtung seines Welt-
reiches. Da starb er plötzlich zu Babylon (323) und seine Feld-
herrn theilten das große Reich nach langem Streiten in mehrere
Staaten, von denen Syrien, Aegyptgm und Macedonien die
wichtigsten waren. Später kamen jedoch alle diese Länder unter die
Herrschaft der Römer, welche um diese Zeit den Grund zu einem
neuen Weltreiche legten.
17. Die Römer.
Die Stadt Rom wurde 753 Jahre vor Christus durch die
Zwillingsbrüder Romulus und Remus gegründet. Ro mulus, der
im Streite seinen Bruder Remus erschlagen hatte, wurde der erste
König des neuen Staates, der sich unter den folgenden sechs Kö-
nigen nach und nach vergrößerte und durch zweckmäßige Gesetze und
Einrichtungen immer mächtiger wurde.
Der siebente König Roms, Tarquinius der Stolze, hatte
sich durch eine willkührliche und gewaltthätige Regierung ungemein
verhaßt gemacht; das Volk empörte sich daher gegen ihn und er
wurde mit seiner ganzen Familie vertrieben, worauf man die Re-
gierung zwei Consuln übergab. Tarquinius hoffte inzwischen immer
den verlorenen Thron wieder an sich reißen zu können und unter-
hielt deshalb ein geheimes Einverständniß mit den Söhnen der vor-
nehmsten Einwohner, denen das üppige Leben am vormaligen Kö-
nigshofe besser gefallen hatte, als die strenge Zucht nach den Ge-
setzen der Republik. Auch die Söhne des Consuls Brutus und die
Neffen des Consuls Collatimls ließen sich in die Verschwörung
hineinziehen, was beiden Consuln angezeigt wurde. Jedermann
hoffte, daß man gegen die jungen Leute nicht zu strenge verfahren
und die Consuln wohl znr Nachsicht geneigt seyn würden. Aber
Brutus sprach über seine eigenen Söhne, als Verräther des Vater-
landes, das Todesurtheil aus und ließ dieses vor seinen Augen
öffentlich vollziehen. Als dieses aber geschehen war und er seine
Pflicht als Richter erfüllt hatte, verhüllte er trauernd sein Auge--
sicht und überließ sich ganz seinem Schmerz als Vater. Seinen
Mitbürgern aber hatte er das erhebende Beispiel gegeben, daß das
Gesetz über Alles heilig gehalten werden müsse, wenn ein freier
Staat bestehen solle.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Brutus Brutus
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Syrien Macedonien Rom Roms
326
hieher in die Verbannung schickt. Wegen seinem rauhen und kalten
Klima ist das Land nur von dritthalb Millionen Menschen bewohnt.
Die bedeutendsten Städte sind Tobolsk und Irkutsk. Südlich von
diesem Land liegt
2) China, wozu auch Tübet, Turfan, die Mongolei und
Mandschurei gehören. Es ist nach Rußland das größte Reich der
Erde, übertrifft aber dasselbe weit an Volkszahl; denn es enthält an
300 Millionen Einwohner, also beinahe ein Drittheil der ganzen
Menschheit. Unter 1600 Städten, die das Land enthält, ist die
Hauptstadt Peking dkd größte, denn sie hat so viele Einwohner,
als London.
3) Japan, ein großes, ans lauter Inseln bestehendes Reich,
hat Jeddo zur Hauptstadt, welche fast so groß ist, als Peking.
Die Japanesen sollen nach Berichten von Reisenden Ackerbau und
Viehzucht, sowie verschiedene Gewerbe und Künste sehr gut verstehen
und betreiben.
4) Hinter- und Vorderindien, gemeiniglich Ostindien genannt,
sind zwei große, dichtbevöllerte Länder, von welchen ein großer Theil
den Engländern gehört. Nebstdem enthält Hinterindien auch
das Birmanenreich und die Kaiserreiche Anam, Siam und Ascham.
Im Norden ist die Himelayakette mitten: 26,000 Fuß hohen
Dhawalagiri, dem höchsten Berg der Erde.
5) Turan oder die Bucharei wird von Hirtenvölkern oder No-
maden bewohnt und von einem Chan beherrscht, der zu Buchara
seinen Sitz hat. >
6) Persien oder Iran, einst unter Cyrus ein mächtiges Welt-
reich, hat Teheran zur Hauptstadt, worin der Schach oder Regent
des Landes wohnt.
7) Arabien ist ein großes Land, das im Süden sehr frucht-
bar ist, sonst aber mehrere große Wüsten enthält. Es ist das Vater-
land des Kaffee's, des Balsams, der Kamecle und Dromedare und
die Heimat der schönsten und flüchtigsten Pferde. Nach den Städten
Mekka und Medina, in welch letzterer Muh am ed begraben liegt,
wallfahrten die Muhamedaner sehr häufig. In der Wüste liegen
die Berge Sinai und Horeb.
8) Die asiatische Türkei enthält folgende Länder^
a") Kleinasien oder Natolien mit der Hauptstadt Smyrna;
d) Armenien mit der Stadt Erzerum und dem Gebirge Arra-
rat, auf dem Noah's 'Arche stehen blieb;
c) Mesopotamien und Kurdistan mit den Städten Mosul
und Bagdad und den Ruinen von Ninive und Babylon;
6) Syrien mit den Städten Antiochien und Aleppo.
Zu diesem Lande gehört auch 'das gelobte Land oder
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: Jeddo Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Irkutsk China Mongolei Peking London Japan Peking Ostindien Hinterindien Buchara Persien Mekka Medina Kleinasien Smyrna Armenien Mesopotamien Kurdistan Mosul Bagdad Ninive Syrien Aleppo
327
Palästina.
Canaan, wie dieses Land in alter Zeit hieß, zählte in seiner
Blüthezeit auf 450 Q.m. 5 Millionen Menschen. Unter seinen
Gebirgen ist der Libanon seiner Cedern wegen berühmt. Sein
10,000 Fuß hoher Gipfel ist 10 Monate des Iähres hindurch mit
Schnee bedeckt. Ein anderer merkwürdiger Berg ist der Karmel,
der als ein Vorgebirg in das Mittelmeer hinaus ragt und in dessen
Höhlen die Propheten Elias und Elisäus wohnten. Das Land
wird der Länge nach vom Jordan durchströmt, der vom Libanon
kommt, den 7 Q.m. großen See Tiberias, Genesareth oder das
galiläische Meer durchfließt und im Süden in das todte Meer
mündet. — Dieses für uns so merkwürdige Land, worin unser Heil
gegründet und das große Werk unserer Erlösung vollbracht wurde,
war damals in folgende vier Provinzen eingetheilt:
1) Galiläa. Hier ist uns vor Allem Nazareth / als die
Vaterstadt Jesu, merkwürdig. Hier wurde seine Geburt der heiligen
Jungfrau durch den Engel verkündigt, und hier brachte der Erlöser
feine Jugcndjahre zu. Die Stadt liegt auf einem Berge, hat ein
geräumiges Kloster und zählt 10,000 christliche Einwohner. Sie ist
12 Meilen von Jerusalem entfernt.
An den Ufern des Sees liegt die Stadt Tiberias und fast
ganz im Norden Eapernaum, wo Jesus sich besonders gerne auf-
hielt und lehrte. Zwischen beiden liegt Magdala, der Geburtsort
der Maria Magdalena, und nördlich von da finden wir das Fischer-
dorf Betbsaida, in welchem die hl. Apostel Petrus, Andreas, Phi-
lippus, Johannes und Jakobus geboren wurden. Hier an den
Ufern des lieblichen Sees und in feiner Umgegend ist gleichsam der
Vorschauplatz des großen Erlösnngswerkes. Ueberall begegnet der
Reisende hier Stellen und Punkten, die ihm durch das heilige Evan-
gelium ehrwürdig geworden sind. Hier ist die Stelle des großen
Fischzugs; auf jenem Hügel hielt der göttliche Lehrer die Berg-
predigt; dort speiste Er das Volk, und auf dem Berg Tabor, der
sich zwischen Nazareth und Tiberias erhebt, wurde Er verklärt und
zeigte sich den entzückten Jüngern in seiner Herrlichkeit. Nördlich
vom Tabor erblicken wir Cana, die Vaterstadt des Apostels Si-
mon, wo Jesus seiitz erstes Wunder verrichtete, und südlich liegt
Nain, wo Er den Sohn der Wittwe vom Tode erweckte. Blicken
wir über die nördlichen Grenzen des Landes hinaus, so finden
wir am Ufer des Meeres die ehemaligen Hauptstädte Phöniziens:
Tyrus und Eydon, jetzt Sur und Said genannt und sehr un-
bedeutend. Zwischen beiden liegt Sarepta und mehr im Norden
die Handelsstadt Beyrut.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Jesu Maria_Magdalena Maria Apostel Petrus Andreas Johannes Apostels
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noch Kraft genug, die Christenheit zu führen, wie es mein Beruf
erheischt." — Darauf schickte er einen Gesandten an den Sultan
Saladin und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der unbezwinglichen
deutschen Ritterschaft überfallen werde, wenn er nicht alles geraubte
Land den Christen zurückgebe. Saladin erschrack; er fürchtete den
Kaiser und die Deutschen mehr, als die Franzosen und Eng-
länder; aber zur Herausgabe seiner Eroberungen konnte er sich '
dennoch nicht entschließen.
Zu Ostern des Jahres 1189 brach der Kaiser mit einem Heere
von 150,000 Streitern auf und zog durch Ungarn und das grie-
chische Kaiserreich nach dem Morgenlande. Die treulosen Griechen
wollten jedoch den Kaiser nöthigen, unverrichteter Sache wieder um-
zukehren; sie verderbten daher die Wege, vergifteten die Lebensmittel
und verrammelten die Gebirgspässe. Doch unaufhaltsam drang
Friedrich gegen Constantinopel vor und setzte bei Galipoli über
die Meerenge hinüber, wozu der gedemüthigte griechische Kaiser
Isaak die Schiffe liefern mußte. Von hier aus zogen sie bis
Laodicea in Kleinasien, wo der Kaiser dem ermüdeten Heere
einige Rasttage gönnte. Auch hier litten die Pilger eben so viel
durch die Böswilligkeit der Einwohner und die Ueberfälle zahlreicher
Räuberbanden, als durch die schlechten Wege und geringe Verkösti-
gung; aber die Wachsamkeit des Kaisers und die Tapferkeit seiner
Deutschen züchtigte bald die Räuber und verscheuchte sie. Hier wurde
manch' heldenmüthige That vollbracht. Als einst ein Mann aus
Schwaben, ein Bürger der Stadt Ulm, unter den von den Fein-
den Erschlagenen auch seinen Bruder fand, nahm er, entflammt von
Durst nach Rache, zehn andere seiner Waffenbrüder zu sich und
suchte so lange in den Waldungen, bis er die Mörder, zehn Grie-
chen, antraf, die sich auf eine kleine Insel geflüchtet hatten. Obwohl
es schwer war, zu ihnen hinüber zu kommen, und obgleich die Be-
gleiter des Schwaben erklärten, daß es thöricht sei, die Griechen
an diesem Orte anzugreifen, so ließ er sich dennoch nicht abhalten,
schwamm allein über das Wasser, siel über sie her, erschlug ihrer
neun und trieb den zehnten in die Flucht.
In dieser Gegend soll sich auch jene Großthat eines Schwaben
ereignet haben, welche uns ein vaterländischer Dichter in folgender
Weise erzählt:
45. Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rothbart lobesam
Zum heil'gen Land gezogen kam,
Da musst er mit dem frommen Heer
Durch ein Gebirge, wüst und leer.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrich Friedrich Isaak Isaak